Kickstarter

[Loisachthaler]

Werte Gemeinde !

Erstmal vorab: Schöne Festtage an Euch alle und einen guten Rutsch nach 2025 !

Ist es nicht immer wieder schön, wenn man bei einer Fehlerbefundung sofort einen eindeutigen Befund bekommt ?
Und nicht mutmaßen, rätseln und suchen muss ?

Mein Kickstarter hat angefangen, manchesmal nicht sauber zu greifen, quasi beim Verzahnungseingriff "daneben" zu ratschen.
Teilweise hat er sogar von Mal zu Mal komplett leer durchgedreht. Und es ist schnell schlimmer geworden.

Also: aufmachen, nachschauen.



Schaut doch ganz unverdächtig aus...
Aber dann:
Die Nietköpfe der Mitnehmerverzahnung sind angeschrappt !


Das Zahnrad greift noch ganz gut, wenn es auch schon Verschleiß zeigt:


Und hier die eindeutige Fehlerursache:
Die Welle des Kupplungskorbes, auf der der Mitnehmer-Freilauf läuft ist total eingelaufen.
(Gekennzeichnet mit der roten Linie)
Ist das denn nicht gehärtet ?
So erklären sich auch die Grate und Aufwerfungen im Verzahnungsgrund.



Das Mitnehmer-Zahnrad kann soweit auf der Welle kippen, dass das Zahnsegment des Kickstarters zwischen Zahnrad und Kupplungskorb reinfällt:


Jetzt ist guter Rat teuer, weil ich ja die Polizei-250er habe mit der Duplex-Primärkette !

Einfach eine neue Verzahnung aufnieten bringt hier natürlich gar nix, weil halt die Welle eingelaufen ist:


- Gibt es irgendwo einen neuen Kupplungskorb mit Doppelverzahnung ?
- Vielleicht von einem anderen Modell ?
- Muss ich jetzt umbauen auf Einfachkette ?
- ich hab mir auch schon überlegt, den Wellenstumpf aufzuschweißen und zu überdrehen, aber das ist ja dann auch wieder weich...

Ich bitte mal um Eure Einschätzungen.

mit bestem Gruß,
Paul aus München

[Günter]

CIMG5990.JPG (3.27 MiB) 4651 mal betrachtet

Moin Paul,
das Schadensbild hatte ich auch noch nicht. Ich denke da stimmt was nicht die Kickstarterwelle wird im li Motorgehäuse und im li. Deckel geführt dann kann das Segment eigentlich nicht schräg ins Zahnrad eingreifen. Ist vielleicht die Führung der Kickstarterwelle im Motorgehäuse verschlissen und oder innen weggebrochen, das hatten 175er und 200er Motoren häufig da habe ich schon mal eine Buchse gesetzt. Bei 250er Motor passiert das nicht so oft wurde die Führung verstärkt.

Der Duplex KK ist wohl kaum zu bekommen oder als teure Nachfertigung aus USA?
Der KK ist aus Guss lässt sich nicht ohne weiters schweißen hartlöten geht bei Guss hingegen gut.
Vielleicht Messinglot auf die Welle auftragen und wieder auf Maß drehen.
Aufchromen und wieder auf Maß schleifen ginge wohl auch.
Von den Lagerherstellern gibt es dünnwandige gehärtete Buchsen die man warm auziehen oder kleben kann das wäre eine weitere Möglichkeit.

Gruß Günter

[Loisachthaler]

Servus Günter,

danke für Deine prompte Antwort.
Ich glaube wir haben da ein kleines Missverständnis ...

Die Lagerung der Kickstarterwelle und die Position des Zahnsegmentes ist total in Ordnung.
Es greift nicht das Zahnsegment der Kickstarterwelle "verkippt" in den MItnehmer-Freilauf,
sondern das Mitnehmer-Zahnrad auf der eingelaufenen Welle kippt soweit zur Seite, dass das Zahnsegment zwischen den Nietflansch und das verkippte Mitnehmerrad reinfällt.
Deswegen sind da auch die Nietköpfe abgeschrabbelt...

Zur Verdeutlichung nochmal graphisch:



Guten Rutsch !

Paul

[Loisachthaler]

... und der Hinweis mit den Wellenschutzhülsen (Speedi Sleeve) ist super.
Muss ich mal schauen, was es da für Dimensionen gibt und ob man das passend machen kann.

Evtl. auch Nadellager-Innenring drüberziehen
(die Speedy Sleeves sind sehr, sehr dünn und eigentlich nur für verschlissene Simmerring-Laufflächen).

Das hätte auch beides den Vorzug, dass es vermutlich härter als der vorhandene Grundwerkstoff des Zapfens ist und weniger schnell wieder verschleisst.

Ist alles besser als schweissen/löten, da würde ich den Wärmeverzug fürchten ...

Und der Duplexkorb sollte halt schon erhalten bleiben, weil der zur Polizeimaschine original so dazu gehört.

Paul

[Loisachthaler]

.... das war jetzt doch eine etwas kitzlige Reparatur, weil ich gerne den original Duplex-Kettenkorb erhalten wollte.

Alternative (und teurer !) wäre ja die Umrüstung auf den standradmäßigen Einfachketten-Primärtrieb gewesen.
Speedi-Sleeves bzw. die Idee mit irgendwelchen Nadellager-Ringen sind schon sehr bald ausgeschieden.

Zum einen gibt es da nichts passendes, zum anderen würde man bei jeder solchen "Überstülp-Lösung" die Nut für den Sicherungsring des Kicker-Freilaufs verlieren / zudecken.
Also hab ich mich entschieden, den eingelaufenen Wellenstumpf abzudrehen, bis er wieder zylindrisch ist (von 30,0 auf 28,5):




Dann aus ST52 eine passende Hülse drehen (das war im Original auch nicht gehärtet, also sollte Baustahl schon gehen, ist ja nur beim Antreten im Eingriff, nicht dauernd...):



Heiss aufschrumpfen:



Und danach die Aussenkontur (mit Nut für Sprengring) überdrehen (auf 32,5 statt vorher 30mm):

[Loisachthaler]

Dann aber passen natürlich die vernietete Verzahnung und auch das Kickstarter-Zahnrad nicht mehr drüber.

Deshalb müssen die jetzt auch auf 32,5 aufgemacht werden. Die sind allerdings hart und lassen sich nicht zerspanen.

Ergo: Schleifvorrichtung für den Drehbankschlitten gebaut:




Eine vorhandene Oberfräse müsste den radialen Druck schon aushalten und dreht auch schnell genug.



Das Kickstarter-Zahnrad lässt sich durch seine Zähnezahl nicht vernünftig spannen, da braucht's ein Vierbackenfutter und akribische Zentrierung:





Danach die Verzahnung am Korb neu vernieten und schließlich noch die Haltescheibe für die Feder auf 32,5 aufmachen und dann geht das alles wieder funktionsfähig übereinander.




Ich muss zugeben, dass ich auch blindes Glück gehabt habe, weil die Nut für die Freilauffeder im Zahnrad erhalten geblieben ist und auch die Stufe in der Haltescheibe, die den Wellen-Sicherungsring gegen Abrutschen stützt. Das hat sich so ergeben, hätte auch schief gehen können.

Die Bronzebuchse, auf der der äussere Kupplungskorb läuft, hat nach dem Aufschrumpfen der neuen Hülse auch nicht mehr gepasst, weil's den Wellenstumpf zusammengezogen hat, da musste ich den Innendurchmesser geringfügig aufmachen.

[Günter]

Super Arbeit.