Modellgeschichte 03: Rechteckzylinder Square Barrel 1968-72

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Maico-Mac
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Modellgeschichte 03: Rechteckzylinder Square Barrel 1968-72

Beitrag von Maico-Mac » Mi 11. Feb 2015, 20:50

Modellgeschichte 03: Rechteckzylinder Square Barrel 1968-72. Zurück an die Weltspitze !

Hallo Leute,
weiter geht es in der Zeitreise mit den MC und GS Modellen von 1968 bis 1972.

Mit diesen Modellen überwand Maico die Zweiradkriese endgültig und etablierte sich wieder in der Weltspitze !
Hier die Entwicklungsgeschichte:

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Für 1968 landete Maico einen großen Wurf. Der in der Saison 1967 getestete, neu entwickelte Motor, bekam nun ein adäquates Fahrgestell !
Eigentlich blieb nur die Geometrie zwischen hinterem Rohr und Lenkkopf erhalten, die Führung der Rohre war aber komplett anders.
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Die auffälligste Änderung am neuen Rahmen war die weitere Spreizung der hinteren Rahmenzüge. Das schaffte Platz für einen großen Luftfilterkasten aus schwarzem Kunststoff. Das Oberrohr wurde hierzu verkürzt, sodass die Heckschleife und das mittlere Rohr zur Schwingenlagerung hin, sich etwas weiter vorne trafen. Die vorderen Doppelrohre rückten näher zusammen. Unterzug, mittlerer und hinterer Zug trafen sich in einem gegossenen Schwingendrehpunkt, welcher mit den Rohren hartverlötet wurde.

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Weitere Merkmale der Modelle 1968 / 69 waren außerdem:
- obere Gabelbrücke + Klemmblöcke für den Lenker ( Alu ) aus einem Stück (nur noch 1968), untere Gabelbrücke aus Stahl (nur 1968). Geometrie geändert.
- Kotflügel aus Aluminium, hinten mit zusätzlicher Persenning
- Tank mit großem Stutzen; MC = GFK (eckige Form), GS = Stahl (runde Form)
- Bing Vergaser mit Alu Ansaugtrichter, 30 und 32 mm Durchlass

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- 160'er Bremse vorne, wie gehabt. Aber hinten eine neue, konische 160’er Nabe aus Stahl !

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- Bremsbackenträger hinten aus Stahl, außerhalb desAlu- Deckels
- Sitzbank, wie beim Vorgängermodell, seitlich befestigt und mit Nieten versehen
- Motordeckel rund, wie beim Vorgänger !
- 360’er mit Deko-Ventil, vorne mittig am Zylinder

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Kurios: Die Modelle von 1968 hatten einen Luftfilterkasten aus verschweißtem Kunststoff. Dieses schwarze Material war sehr robust, aber evtl. zu teuer in der Herstellung. 1969 wurde auf GFK Luftfilterkästen umgestellt.
Von den Kunststoffkästen gab es 2 Varianten: (1) Die ganz frühen Modelle hatten einen ovalen Einlass, sie wurden aber recht bald durch welche mit kreisrunder Öffnung (2) ersetzt. Der Kasten stand vorne etwas über, weil die Verschraubung seitlich erfolgte, siehe Bild !

Hier das 1969'er Modell. Es gab die Varianten 250 und 360 ccm. Die 400'er kam erst später !

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Hier die 250 GS Version mit Tank aus Stahl + Kniekissen und Emblem entweder aus Messing verschraubt oder wie hier Aufkleber . Die 250'er erkennt man am kleinen Abstand zwischen Zylinder und Zylinderkopf.

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Eine 125'er gab es jetzt auch, mit Drehschiebermotor. Bekannt aus dem Strassenmodell MD 125 und dem Rennerl RS 125 !

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1969 gab es folgende Neuerungen :
- Motorblock verstärkt + stärkeres Getriebe (Typ T = MC und S = GS)
- Gabelrohre haben oben keinen Konus mehr, sondern werden von einer neuen Brücke mittels M10’er Schraube seitlich geklemmt.
- Gabelbrücken beide aus Alu und symmetrisch. Lenkerklemmblöcke komplett aufgeschraubt mit je 2 langen Schrauben-
- Neue Kurbelwelle (mehr Hub) und Zylinder führen zu 386 ccm, das 400’er Modell ist geboren.
- 400’er nun mit Deko-Ventil, hinten rechts !
- 36'er AMAL Concentric Vergaser für die Modelle 360 und 400 ccm; Bing Vergaser gab es in der Größe noch nicht !

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Für 1970 und 71 wurden folgende Dinge verändert:
- Kotflügel aus GFK
- Tank mit kleinem Stutzen
- Bing Concentric Vergaser mit 36mm für alle Modelle.
- 250'er Zylinder mit zusätzlichem Überströmer, Gasfluß durch den Kolben (Loch im Kolbenhemd)
- Obere Rahmenschleife schmaler, dadurch schmale Sitzbank und vorne schmalerer Luftkasten, Sitzbank nun hinten mittig an Bügel verschraubt
- Kleine 136'er Vollnabe vorne; hinten Bremsbackenträger aus ALU, innen liegend
- Gabelrohre verlängert
- Getriebe verändert. Nebenwelle läuft jetzt auf Nadellagern anstelle von Lagerbronze !
- Zündungsdeckel MC neu mit MAICO Schriftzug
- Kupplungsdeckel für die große Kupplung (Modelle 400 und 501) geändert. Ebenfalls mit Schriftzug MAICO
Etliche Fahrer und auch Werksfahrer blieben allerdings beim alten runden Deckel und der kleinen Kupplung. Die brauchten sie ohnehin nur am Start :twisted:

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Hier nochmal die runde Version, mit Werksfahrer ;) , GP Alutank und Bremse von Husqvarna ... na wer isses wohl ;)

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Ende 1971 wurden für die 400’er MC Werksmaschinen, neue Motorgehäuse und neue Zylinder = Fächerzylinder entwickelt.
Mit diesem Motor gab es dann kein Halten mehr. Die Maicos wurden zu den besten MotoCross Motorrädern Ihrer Zeit und kratzten mehrfach am WM-Fahrergold.

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Unübliche defekte in den entscheidenden Läufen vereitelten den WM Gesamtsieg jedoch.

1972 gingen die Fächerzylinder + neuen Motorgehäuse (Typ U ) für die 400’er Maico in Serie, während bei der 250’er noch alles beim Alten blieb !

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Die Amis flippten schier aus. Maico war quasi die einzige Maschine, mit der man ohne Änderungen, praktisch aus der Versandbox heraus, Rennen gewinnen konnte !

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Die Händler in USA hätten gut 50 Stck am Tag verkaufen können :D


Mit neuem Rahmen wurden sie ab 1973 noch besser, schrappten aber wieder am WM–Fahrertitel vorbei. Man munkelte sogar von Sabotage !
Immerhin reiche es aber locker zum WM Titel der Konstrukteure :o)

Aber das kommt dann in der Modellgeschichte 04 ;o)
Zuletzt geändert von admin am Mi 18. Feb 2015, 20:59, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Anpinnen

Kalle
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Re: Modellgeschichte 03: Rechteckzylinder Square Barrel 1968

Beitrag von Kalle » Do 12. Feb 2015, 16:09

Vielen Dank für deine Mühe, Marcus.
Wirklich super.

Und ich denke, die Arbeit lohnt sich auch, weil dieses Forum viel schöner, übersichtlicher und besser lesbar ist als die beiden bisherigen Maico-Foren oder das Maico-Letters-Forum.
Außerdem verschwinden solche tollen Beiträge hier nicht im Daten-Nirwana zwischen 1000 anderen Beiträgen und Kommentaren wie im Offroadforum.
Dort sind sie ja leider auch mit der "Suche"-Funktion kaum wiederzufinden.

Vielleicht könnte ein Admin oder Moderator diese threads von Maico-Mac einfach mal oben anpinnen....

Viele Grüße,
Kalle

Heinzi
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Re: Modellgeschichte 03: Rechteckzylinder Square Barrel 1968

Beitrag von Heinzi » So 26. Apr 2015, 19:14

Lieber Maico Mac,

68 oder 69 müsste auch das Maico-Elend seinen Anfang genommen haben. Kannst Du darüber auch ein wenig erzählen (für die Drehschieber Abteilung). Mich würde auch interessieren wie es mit der Wettbewerbs-Fähigkeit aussah?

simply Heinz

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Maico-Mac
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Re: Modellgeschichte 03: Rechteckzylinder Square Barrel 1968

Beitrag von Maico-Mac » Di 28. Apr 2015, 22:36

Heinzi hat geschrieben:Lieber Maico Mac,

68 oder 69 müsste auch das Maico-Elend seinen Anfang genommen haben.

simply Heinz
Was meinst du mit Maico-Elend? Die 125'er?

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Diana
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Re: Modellgeschichte 03: Rechteckzylinder Square Barrel 1968

Beitrag von Diana » Mi 29. Apr 2015, 19:40

Hallo Mac!

Noch immer bin ich neugierig auf die kleine 125er Drehschiebercross.
..sie ist mit meiner Roten verwandt. :) Würde mich freuen hier mehr über sie zu erfahren. Ihr Ruf eilt ihr ja schon voraus.
Grüße Diana
...das schönste Rot der Welt.

Heinzi
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Re: Modellgeschichte 03: Rechteckzylinder Square Barrel 1968

Beitrag von Heinzi » Sa 2. Mai 2015, 00:41

Liebe Freunde des Geländesports,

wenn ich richtig informiert bin, nannte man die Drehschieber Geländesport Maschinen der vielen Defekte wegen despektierlich "Maico-Elend".

Ich persönlich finde sie richtig hübsch. Optisch können die großen Moto Crosser nicht mithalten. Mir ist auch bekannt, dass es ein Ausnahmetalent mit den Namen Kirchenbauer gab, der mit diesem Motorrad sehr erfolgreich war. In der Maico Szene ist die 125er aber selten und nicht besonders beliebt.

Ich wüsste gerne mehr.

Heinz
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1973-maico-125.jpg (100.62 KiB) 26758 mal betrachtet

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Diana
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Re: Modellgeschichte 03: Rechteckzylinder Square Barrel 1968

Beitrag von Diana » So 3. Mai 2015, 10:53

Hallo Maicofreunde!

Günther Schier und die schöne 125er Drehschieber waren wohl wirklich nicht besonders beliebt! Es gab wohl Probleme mit Drehschieber und Schaltautomat.
Hätte der Entwickler sich nur auf den Straßensport konzentriert, wäre wohl eine bessere, belastbare 125er bei Maico rausgekommen. Wie lange wurden denn die GS/MC-125er produziert? Und warum hat die Geschäftsleitung nicht früh genug reagiert?

Grüße Diana
...das schönste Rot der Welt.

Neigschmeckter
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Re: Modellgeschichte 03: Rechteckzylinder Square Barrel 1968

Beitrag von Neigschmeckter » Sa 11. Mai 2019, 18:15

Diana hat geschrieben:
So 3. Mai 2015, 10:53
Hallo Maicofreunde!

Günther Schier und die schöne 125er Drehschieber waren wohl wirklich nicht besonders beliebt! Es gab wohl Probleme mit Drehschieber und Schaltautomat.
Hätte der Entwickler sich nur auf den Straßensport konzentriert, wäre wohl eine bessere, belastbare 125er bei Maico rausgekommen. Wie lange wurden denn die GS/MC-125er produziert? Und warum hat die Geschäftsleitung nicht früh genug reagiert?

Grüße Diana
Grüß Gottle,

Generell:
das Thema ist VIEL zu umfassend, um es in einem Forum abzuhandeln.
Kann man gern mal bei Gelegenheit verbal erledigen.

Dann:
- in einigen Jahrzehnten der Beschäftigung mit MAICO habe ich den Begriff "MAICO-Elend" noch nie gehört. Woher soll der
stammen?
- Günter Schier soll "nicht beliebt" gewesen sein? Bei wem? Woher stammt diese Meinung?
Auf jeden Fall: ohne Günter Schier hätte es den Aufschwung bei MAICO bis in die MC-Weltspitze und zu den großartigen
Erfolgen mit der RS (unter den zu berücksichtigenden Umständen) NIE gegeben!
- Probleme mit dem Drehschieber, bei der MC 125? Habe ich noch nie gehört....woher stammt die Meinung? Der
Drehschieber soll also bei der RS bis zu noch höheren Drehzahlen problemlos und bei der MC problematisch gewesen
sein? Habe ich noch nie so vernommen....
- was korrekt ist: das Getriebe, besonders der "Tannenbaum" konnten im rauhen MC-Betrieb problematisch sein; vom
Schaltautomaten (5-Gang, oder 6-Gang ??) habe ich diesbezüglich noch nichts vernommen, woher stammt die Aussage?
- einer der 70er Jahre Top-Fahrer der 125er MC-Klasse sagte mir mal: "125er MAICO-Fahrer brauchteste nur an's Limit zu
treiben, dann fiel schon mal beim harten Schalten der eine oder andere Gang aus....", typisches Tannenbaum-Problem!
- besonders Kaspar Kirchenbauer und Paul Rottler und für einen leider nur kurzen Zeitraum auch Harald Strößenreuther
waren mit der MC 125 richtig flott unterwegs und konnten auch oft Podiums-Plätze oder sogar einige Siege erringen,
aber für Championate reichte die geleistet Entwicklungsarbeit nicht!
- die GS/MC 125 war in der Tat das "Stiefkind" in der Entwicklung!
- das war aber auch total verständlich, denn die Fa. "lebte" von den großen Crossern! Dorthin musste der größte Teil der
Entwicklungs-Ressourcen gesteckt werden.
- hätte sich MAICO "auf den Straßensport konzentriert", wäre MAICO nicht erst 1983, sondern vermutlich schon 10 Jahre
vorher pleite gegangen!
- übrigens, für die MC 125 gab es zum Schluss sogar noch ein eigenständiges Kurbelgehäuse, leicht daran zu erkennen,
dass die Schwingenlagerung nun am Gehäuse angelenkt war. Die Dinger sieht man heute bei etlichen RS-Bastel-Racern,
die dann fälschlich "RS III" genannt werden!
- zum Anfang des Einsatzes der Drehschieber-MAICOs im Gelände: 1967 präparierte MAICO zwei MD 125 GS-Prototypen für
die Six Days, aber mit etwas mehr als 125 ccm, so dass sie in der weniger umkämpften 175er-Klasse starteten. Einer der
beiden Fahrer war Heino Büse.

Wie gesagt, alles Weitere vielleicht einmal bei Gelegenheit verbal!
Grüßle
N.

Neigschmeckter
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Re: Modellgeschichte 03: Rechteckzylinder Square Barrel 1968-72

Beitrag von Neigschmeckter » Sa 11. Mai 2019, 18:17

Mist, die Formatierung wurde beim Posten nicht übernommen....

:cry:

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Gilles
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Re: Modellgeschichte 03: Rechteckzylinder Square Barrel 1968-72

Beitrag von Gilles » Mo 13. Mai 2019, 22:22

Neigschmeckter, kommst Du nach Herrenberg Anfang Juni ?!
Werden wir (sicher ich) warscheinlich viel lernen
Gruss
Gilles
Maico sammlen und Maico fahren !

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